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  • Kai 

Studie: 4% Kaffeesatz für mehr Pflanzenwachstum

Wir haben uns näher mit diesem Thema auseinandergesetzt und wollen Klarheit schaffen. Wie viel nützt es seine Pflanzen mit Kaffeesatz zu düngen? Wie viel Kaffeesatz ist zu viel und welche Pflanzen sollten besser nicht mit Kaffeesatz gedüngt werden? Diese Fragen und viele mehr werden wir in diesem Beitrag klären.

Studie - Kaffeesatz, das neue Gold für deine Pflanzen
[@igorpasz]/Depositphotos.com

Wie wirkt Kaffeesatz auf das Wachstum von Pflanzen?

Die Testversuche haben gezeigt, dass sich eine Düngungen mit Kaffeesatz bei wöchentlichen Düngung von 10g, bei einem Topfvolumen von 5L, zu einem erhöhten Wachstum führt. Die Ausnahme hierbei spielen Pflanzen, welche gerne unter trockenen und vor allem bei einem hohen pH-Wert wachsen, wie im Beispiel der Sukkulente „Carassula Ovata“ sehen können.

Bei den Versuchen haben wir insgesamt 3 Pflanzenarten mit 3 unterschiedlichen Kaffeesatz Dosierungen getestet, welche für 20 Wochen unter den gleichen Bedingungen kultiviert wurden. Getestet haben wir eine wöchentliche Düngung mit Kaffeesatz in einer Dosierung von 10g (ca. 1 Esslöffel getrockneter Kaffeesatz), 20g und 30g. Getestet wurde die Grünpflanze Monstera Deliciosa, die Blühpflanze Anthurium und die Sukkulente Crassula ovata.

Studie - Kaffeesatz, das neue Gold für deine Pflanzen

Bei der Monstera Deliciosa hat sich gezeigt, dass der Kaffeesatz in jeder Dosierung zuerst wohlwollend angenommen wurde. Bei der höchsten Dosierungsmenge von 30g, war das Wachstum der Pflanze am deutlichsten zu erkennen, jedoch stagnierte es bereits nach 10 Wochen und es traten erste Probleme auf. Insgesamt Schnitt die 10g Dosierung am besten ab.

Studie - Kaffeesatz, das neue Gold für deine Pflanzen

Das Anthurium, welches gerne unter einem sehr niedrigen pH-Wert im Boden wächst, wuchs bei dem Zusatz von Kaffeesatz besser, als bei der Vergleichspflanze ohne Düngerzugabe. Aber ähnlich wie bei der Monstera, traten nach 10 – 12 Wochen abrupt Probleme auf. Auch hier Schnitt die geringste Dosierung von 10g Kaffeesatz am besten ab. 

Studie - Kaffeesatz, das neue Gold für deine Pflanzen

Als drittes wurden die Auswirkungen auf eine Sukkulente getestet. Die Crassula ovata wächst in einer eher neutralen Umgebung und reagierte recht schlecht auf die Zugabe von Kaffeesatz. Bei der Dosierung von 30g, ging die erste Pflanze sogar nach 13 Wochen ein.

Darum wirkt sich zu viel Kaffeesatz negativ aus

Erstens: Koffein kann nämlich die wertvollen Mikroorganismen im Boden schädigen. Diese kleinen Helfer sind für die Zersetzung von organischem Material verantwortlich und helfen dabei, Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar zu machen. Ein übermäßiger Koffeinzufuhr kann diese Mikroorganismen in ihrer Arbeit beeinträchtigen oder sie sogar abtöten, was zu einem Ungleichgewicht im Ökosystem des Bodens führt.

Zweitens: Nicht nur die Mikroorganismen leiden. Auch die Pflanzen selbst können direkt durch zu viel Koffein beeinträchtigt werden. Die Wurzeln sind besonders empfindlich. Sie sind es, die die Pflanze mit Nährstoffen und Wasser versorgen. Wenn diese Wurzeln ständig einem hohen Koffeingehalt ausgesetzt sind, kann das zu Stressreaktionen führen. Und gestresste Wurzeln können ihre Aufgabe, die Pflanze zu nähren und zu stützen, nicht mehr optimal erfüllen.

Drittens: Zu bedenken ist auch, dass Kaffeesatz den pH-Wert des Bodens beeinflussen kann. Ein saurer Boden ist nicht für alle Pflanzenarten geeignet. Es kann also passieren, dass du, indem du zu viel Kaffeesatz hinzufügst, den Boden für einige deiner Pflanzen ungeeignet machst. Neben unserer Wachstumstestreihe, haben wir auch den pH-Wert der Böden getestet und wöchentlich analysiert.

Studie - Kaffeesatz, das neue Gold für deine Pflanzen

In unseren Tests konnten wir beobachten, dass durch die Zugabe von Kaffeesatz alle Böden saurer wurden. Die Veränderung des pH-Werts sank schneller, je höher die Dosierung des Kaffeesatzes war. Letztendlich pendelte sich der pH-Wert bei einem Wert von 6,4 ein. Dieser Wert liegt im leicht sauren Bereich, was für die meisten Pflanzen kein Problem darstellt. Dennoch ist es wichtig, sich dieser Veränderung bewusst zu sein, um Überdosierungen und potenzielle Probleme für empfindlichere Pflanzenarten zu vermeiden.

Kaffeesatz nicht für Jungpflanzen verwenden

Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass Koffein, das in beachtlichen Mengen im Kaffeesatz enthalten ist, einen signifikanten Einfluss auf das Wurzelsystem von Jungpflanzen hat. Die jungen, noch nicht voll entwickelten Wurzeln sind besonders empfindlich und reagieren stärker auf externe Faktoren als die von ausgewachsenen Pflanzen.

Das Hauptproblem hierbei ist, dass das Koffein das Wurzelwachstum stark hemmen kann. Für eine Jungpflanze sind ihre Wurzeln essentiell, um Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen und sich fest im Erdboden zu verankern. Wenn dieses Wachstum beeinträchtigt wird, kann dies gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Überleben der Pflanze haben.

Welcher Kaffee eignet sich am besten?

Bei der Verwendung von Kaffeesatz als Dünger spielt nicht nur die Menge, sondern auch die Art des Kaffees eine entscheidende Rolle. Ein starker Kaffee enthält mehr Koffein und andere Verbindungen, die in höheren Konzentrationen potenziell schädlich für die Mikroorganismen im Boden sein können. Diese kleinen Helfer sind für die Aufbereitung und Bereitstellung von Nährstoffen für Pflanzen unerlässlich. Wenn sie durch zu starken Kaffeesatz gestört werden, kann dies das Bodenökosystem und letztlich auch das Pflanzenwachstum beeinträchtigen.

Ein milder Kaffee hat generell einen niedrigeren Koffeingehalt und ist somit weniger aggressiv gegenüber den Bodenmikroorganismen. Dies macht ihn zu einer besseren Wahl, insbesondere für Zimmerpflanzen, die oft in einem empfindlicheren Ökosystem leben als ihre Freiluftkollegen.

Welche Nährstoffe sind im Kaffeesatz enthalten?

3% Stickstoff (N) , 0,4% Phosphor (P) und 0,7% Kalium (K). Diese drei Makronährstoffe sind in organisch gebundener Form im Kaffeesatz enthalten. Aber was bedeutet das genau? Es heißt, dass diese Nährstoffe nicht direkt von den Pflanzen aufgenommen werden können. Sie liegen in chemischen Verbindungen vor, die für Pflanzen zunächst nicht zugänglich sind.

Bevor diese Nährstoffe für Pflanzen verfügbar sind, müssen Mikroorganismen im Boden tätig werden. Diese kleinen Helferlein zerlegen den organischen Kaffeesatz in seine mineralischen Bestandteile – ein Prozess, der als Mineralisierung bekannt ist. Erst nach dieser Transformation können Pflanzen die Nährstoffe effektiv nutzen. Stickstoff beispielsweise wird oft in Form von Nitrat oder Ammonium präsentiert, während Phosphor als Phosphat und Kalium als Kation vorliegt. Diese mineralisierten Formen sind für Pflanzen verfügbar und können von ihren Wurzeln aufgenommen werden.

Der Stickstoff im Kaffeesatz ist hauptsächlich an Proteine und Aminosäuren gebunden. Phosphor und Kalium hingegen sind oft an organische Säuren oder andere komplexe Moleküle gebunden. Für die Pflanzenaufnahme müssen diese Bindungen durch die bereits erwähnten Mikroorganismen gelöst werden.

Fazit – Wie gut eignet sich Kaffeesatz wirklich?

Die Verwendung von Kaffeesatz als Dünger hat in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Doch wie bei vielen Dingen im Leben gilt auch hier: Das richtige Maß und die passenden Bedingungen sind entscheidend. Es ist immer wichtig, sich der spezifischen Anforderungen und Bedingungen bewusst zu sein, unter denen eine Pflanze lebt. Pflanzen, die einen hohen pH-Wert bevorzugen, sollten beispielsweise nicht mit Kaffeesatz gedüngt werden, da dies ihren pH-Wert beeinträchtigen könnte.

Das in Kaffee enthaltene Koffein kann, besonders in höheren Mengen, sowohl den Pflanzen selbst als auch den für das Pflanzenwachstum essentiellen Mikroorganismen im Boden schaden. Daher sollte man stets mit Bedacht und in Maßen düngen. Die Devise „weniger ist mehr“ trifft hier definitiv zu.

Zudem sollte man nicht vergessen, dass Kaffeesatz allein eine ausgewogene Düngung nicht ersetzen kann. Trotz seiner Vorteile hat Kaffeesatz nur einen begrenzten Nährstoffgehalt. Eine erhöhte Dosierung, um diesen Mangel auszugleichen, ist keine Lösung und kann sogar kontraproduktiv sein.

Ein Blick in unsere Studie

Bestimmung der Wachstumsrate

Für eine Bestimmung der Wachstumsraten von Pflanzen ist es entscheidend, spezifische und relevante Messwerte auszuwählen, die das Wachstum der jeweiligen Pflanzenart am besten widerspiegeln. Nachfolgend sind die Methoden dargestellt, die zur Bestimmung der Wachstumsraten für die drei untersuchten Pflanzenarten verwendet wurden:

  1. Monstera Deliciosa
    • Veränderung der Dicke der Sprossachse
    • Größe neu produzierter Blätter
    • Dicke und Länge der Blattstiele
  2. Anthurium
    • Anzahl der Blüten
    • Größe der Blattstiele
    • Größe der Blätter
  3. Crassula Ovata
    • Anzahl neuer Blätter
    • Trockengewicht der Pflanze bei gleichem Feuchtigkeitsgehalt
    • Dicke der Blätter

Wachstumsbedingungen

Für alle Gartenfreunde, die sich fragen, wie genau unsere Untersuchung ablief, hier ein kurzer Überblick über die Bedingungen unserer Studie:

Topfgröße und Menge des Kaffeesatzes:
Alle Pflanzen bekamen einen Topf mit 5 Litern Erde. Je nachdem, wie viel Kaffeesatz wir über 20 Wochen als Dünger hinzugefügt haben, ergaben sich folgende Anteile im Topf:

  • 30g Kaffeesatz pro Woche (12%)
  • 20g pro Woche (8%)
  • 10g pro Woche (4%)

Wie der Kaffeesatz hinzugefügt wurde:
Der Kaffeesatz wurde nicht einfach oben drauf gestreut. Wir haben ihn vorsichtig in die obere Erdschicht gemischt. Danach haben wir die Erde ein bisschen gegossen, damit sich der Kaffeesatz gut verteilt.

Wie oft und wie viel wir gegossen haben:
Alle Pflanzen bekamen immer die gleiche Menge Wasser. So konnten wir sicherstellen, dass Unterschiede im Wachstum nicht einfach am Gießen liegen.

Licht für die Pflanzen:
Alle Pflanzen standen im natürlichen Licht. Das bedeutet, dass die Lichtmenge je nach Jahreszeit und Wetter ein bisschen unterschiedlich war. Das sollte man bedenken, wenn man die Ergebnisse betrachtet.

Weitere Erkenntnisse aus der Studie

Bei Pflanzen, die wir mit mehr als 20g Dünger pro Woche verwöhnt haben, sind nach einiger Zeit Probleme aufgetaucht. Anstelle des erwarteten satten Grüns traten Vergilbungen auf, und das Wachstum war nicht mehr so stark wie zu Beginn.

Die Zeitpunkte, zu denen diese Veränderungen sichtbar wurden, waren recht ähnlich. Unsere grünen Freunde, die eine extra große Portion von 30g Dünger pro Woche bekamen, zeigten bereits nach 10 bis 12 Wochen erste Anzeichen von Unwohlsein. Bei den Pflanzen, die wir mit 20g pro Woche fütterten, dauerte es ein bisschen länger, nämlich 15 bis 17 Wochen, bis sie uns signalisierten, dass es ihnen nicht so gut ging.